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9. Mai 2023
Im Mahnmal St. Nikolai gedachten gestern am 08. Mai 2023 die Hamburgische Bürgerschaft, der Hamburger Senat und der Förderkreis Mahnmal St. Nikolai e.V. erstmals gemeinsam in einer offiziellen Feierstunde der Befreienden und Befreiten des 08. Mai 1945. Das Datum steht zum einen für das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung zahlloser Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft, zum anderen für den Aufbruch Deutschlands in unsere heutige freiheitlich-demokratische Grundordnung.
Nachdem die Hamburgische Bürgerschaft den 8. Mai im letzten Jahr offiziell zum Gedenktag erklärt hatte, fand das Gedenken an das Kriegsende zum ersten Mal in dieser Form am Mahnmal St. Nikolai statt. Eingeleitet wurde die Feierstunde durch Klänge des Solfeggios in c-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach, gespielt auf dem Turmglockenspiel des Mahnmals von Carillonneur Werner Lamm. In ihrer anschließenden Rede betonte Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, die Bedeutung des 8. Mai als Gedenktag, der den Aufbruch in die heutige Demokratie markiere, aber zugleich auch Aufforderung sei, diese Demokratie beständig zu verteidigen.
Diesen Aufruf teilte auch der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher. Er hob in seiner Rede hervor, dass Freiheit und Demokratie jeden Tag durch das konsequente Handeln gegen Antisemitismus, Populismus und Diskriminierung und mit einer klaren Haltung für Mitmenschlichkeit, Toleranz und Freiheit verteidigt werden müssen,
Zum Abschluss lauschten die rund 400 Gäste den eindrücklichen Worten der Zeitzeugin Marione Ingram, die in den 1930er und 40er Jahren in Hamburg aufwuchs und als Kind einer jüdischen Mutter den Holocaust, den stärksten Bombenangriff auf Europa und den größten von Menschen verursachten Feuersturm in der Geschichte überlebte. Sie sprach in bewegenden Worten über ihre Lebensgeschichte: „Die wichtigste Lektion, die ich aus dem Holocaust gelernt habe, ist, Widerstand gegen Rassismus und Unterdrückung zu leisten, wo und wann immer diese mir begegnen“, resümiert die Menschenrechts-aktivistin und Schriftstellerin aus ihren Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs. "Das unbedingte Verlangen, gegen jede Form von Hass zu kämpfen, prägte danach Ingrams Leben. „Als Achtjährige im Versteck vor der Gestapo und immer in Gefahr entdeckt und ermordet zu werden, habe ich mir versprochen mich niemals mehr zu verstecken, sollte ich überleben. Ich habe dieses Versprechen gehalten”, resümierte die in den USA lebende und bis heute in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung aktive Marione Ingram in ihrer Rede.
Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburgs unter der Leitung von Kent Nagano rahmten die Redebeiträge musikalisch mit Fanfaren von Georges Delerue, einer Serenade von Brahms und einem Stück von Samuel Barber. „Wir sollten uns immer des unschätzbaren Wertes des Friedens für uns alle bewusst sein“, ergänzte Kent Nagano, was er durch die Auswahl der Musikstücke zur Gedenkstunde zum Ausdruck bringen wollte. „Der Komponist Samuel Barber spiegelt diese Ideale in seinen ‚Mutationen von Bach’ wider, die die Musiker des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso wie die Musik von Bach, Johannes Brahms und Georges Delerue bei der Gedenkveranstaltung spielen – mit den ewig gültigen Worten: ‚Christus, du Lamm Gottes, der du die Sünde der Welt trägst, gib uns deinen Frieden’”.
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